Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper – Fakt vs. Fiktion in Deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft | Ausgabe 47 – Winter 2022Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper – Fakt vs. Fiktion in Deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft | Ausgabe 47 – Winter 2022

My essay “Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper – Fakt vs. Fiktion” is in the Baker Street Chronicle vol. 47, the magazine of the German Sherlock Holmes society.

“Philipp Röttgers: Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper – Fakt vs. Fiktion”

The Game is Afoot… Here, you can read an extract from my essay. It is entirely in German:

Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper – Fakt vs. Fiktion

Das Computerspiel Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper als Auseinandersetzung mit Londons Identität

Als John Watson verletzt aus dem Krieg in Afghanistan nach England zurückkehrt, zieht es ihn unweigerlich nach London, die “große Kloake, in die alle Faulenzer und Müßiggänger des Empires unwiderstehlich abgelassen werden” – diese Passage aus Eine Studie in Scharlachrot (vgl. Doyle 2014: 4) wurde schon häufig übersetzt, ich habe mir hier die Freiheit einer eigenen Übersetzung erlaubt, die ich sehr treffend finde. Diese “große Kloake” sollte nämlich der reale und fiktive Hintergrund der Sherlock Holmes-Geschichten werden und gleichzeitig von eben diesen Geschichten mitgeformt werden.

Sir Arthur Conan Doyle hat, wie viele Autoren und Poeten, mit seinen Sherlock Holmes-Geschichten zur Identität der Stadt beigetragen. Ein wichtiger Bestandteil von Londons Identität – oder vielleicht sogar der Bestandteil von Londons Identität – ist ein Mix aus Fiktion, Legenden, Geschichte und Mythen. Der Autor Sebastian Groes nennt in diesem Zusammenhang die Charaktere Oliver Twist, Jack the Ripper, Sherlock Holmes und Peter Pan als prägend für London in einem Atemzug (vgl. Groes: 2011: 1). Tatsächlich ist nur eine dieser “Figuren” eine historisch reale: “Jack the Ripper” hat im Herbst 1888 mehrere Frauen im East End Londons getötet und wurde nie geschnappt. Wobei man hier sicherlich zwischen dem “Whitechapel Mörder”, also dem tatsächlichen Täter und der von Legenden umwobenen Figur “Jack the Ripper” unterscheiden muss, die durch angebliche Bekennerschreiben und die damalige Presse kreiert wurde und daher auch als fiktive Figur angesehen werden kann.

Genau hier zeigt sich aber eben schön, dass in Bezug auf London Fakt und Fiktion gern und häufig vermischt werden. Wie viele Leute denken, dass es Sherlock Holmes wirklich gab und der Ripper nur eine Fantasiefigur ist? Da Sherlock Holmes Teil von Londons Identität geworden ist und sie mitgeprägt hat, ist es nur natürlich, dass sich auch im kompletten Holmes-Kosmos ein Mix aus Fiktion und Historie wiederfindet.

Conan Doyle selbst hat sich an realen Begebenheiten bedient. Charles Augustus Milverton ist inspiriert von dem dubiosen Londoner Geschäftsmann Charles Augustus Howell, der 1890 tot in einer Gosse vor einem Public House in Chelsea gefunden worden war. Seine Kehle war durchtrennt worden; zwischen seinen Zähnen steckte eine halbe Guinee, und der Mord wurde nie aufgeklärt (vgl. Bushell 1983: 43).

Zu den realen Holmes-Locations gesellen sich fiktive, die real werden wie bspw. der Sherlock Holmes Pub in der Northumberland Avenue, die wiederum in Der Hund der Baskervilles als Adresse für das fiktive Northumberland Hotel genannt wurde, in dem Sir Henry Baskerville residierte (und wo ihm seine Stiefel gestohlen wurden). Im Lehrkrankenhaus St Bartholomew’s hat Watson sein Medizinstudium absolviert, es ist außerdem der Ort, an dem Holmes und Watson sich das erste Mal treffen (vgl. Doyle 2014: 4 ff.), das reale Krankenhaus wurde als Drehort für die Fernsehserie Sherlock genutzt. 221b Baker Street war ebenfalls eine Erfindung von Conan Doyle gewesen, heute ist die real existierende Adresse das Sherlock Holmes Museum.

The Sherlock Holmes pub in Northumberland Street (Photo: Philipp Röttgers)

Photo: The Sherlock Holmes pub in Northumberland Street (Photo: Philipp Röttgers)

Der Whitechapel-Mörder wurde weiter oben bereits erwähnt. Er und Holmes sind bereits in mehreren fiktiven Werken aufeinandergetroffen; dies bleibt unweigerlich nicht aus, da sie zur gleichen Zeit am gleichen Ort gewirkt haben. Hätte es Holmes wirklich gegeben, die Chancen hätten nicht schlecht gestanden, dass er von Scotland Yard im Ripper-Fall zu Rate gezogen wäre. Gerade der Meisterdetektiv hätte vielleicht sogar dafür sorgen können, dass wir heute nicht immer noch nach der Identität des Mörders suchen. Das Beispiel, das wir heute ein wenig genauer unter die Lupe nehmen wollen, ist das Computerspiel Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper (Originaltitel Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper), in dem Holmes im Ripper-Fall ermittelt. Das Spiel Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper ist aus dem Jahre 2009 und wurde von der Firma Frogwares als fünftes Spiel einer Sherlock Holmes-Reihe entwickelt. Im Spiel kann man sowohl Holmes als auch Watson aus der Egoperspektive als auch Third-Person-Perspektive spielen. Schauplatz ist neben der Wohnung in der Baker Street[…]”

To read the full article (in German), please purchase the winter 2022 edition of the Baker Street Chronicle on the website of the Deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft.

Title photo and photos below: Deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft

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