Elizabeth Stride - Eine Biografie

Elizabeth Stride – Eine BiografieElizabeth Stride – Eine Biografie

Elizabeth Stride - Eine Biografie

Elizabeth Stride wurde am 27. November 1843 als Elisabeth Gustafsdotter geboren. Sie war das zweite von vier Kindern von Gustaf Ericsson und seiner Ehefrau Beata. Die Familie lebte in Schweden auf einem Bauernhof in Torslanda, etwa 16 Kilometer von Göteborg entfernt.

Mit knapp 18 Jahren fand Elisabeth eine Anstellung als Hausmädchen bei Lars Fredrik Olsson und seiner Familie in Majorna, einem Vorort von Göteborg. Drei Jahre später, als sie knapp 21 Jahre alt war, wurde dieses Arbeitsverhältnis abrupt beendet.

Während des folgenden Jahres soll Elisabeth in mehreren Haushalten in verschiedenen Stadtteilen Göteborgs gearbeitet haben. Im März 1865 wurde die junge Frau mit den braunen Haaren und blauen Augen von der Göteborger Polizei als Prostituierte registriert. Zu diesem Zeitpunkt war sie im sechsten Monat schwanger. Sie musste sich einer Behandlung wegen Syphilis unterziehen und, vermutlich als Folge davon, bekam sie vorzeitige Wehen und brachte am 21. April 1865 ein totes Mädchen zur Welt.

In der Folge soll Elisabeth eine Anstellung bei einer Familie gefunden haben, die sie am 7. Februar 1866 nach London mitnahm. Dort traf sie bald den 22 Jahre älteren Schreiner John Stride. Im März 1869 heiratete das Paar und aus Elisabeth Gustafsdotter wurde Elizabeth Stride. Die Eheleute eröffneten eine Kaffeestube in Poplar im Londoner East End. Spätestens im Dezember 1881 hatte sich das Paar getrennt. John Stride starb 1884. Elizabeth lebte zunächst in der Brick Lane und dann in einem Common Lodging House in der Flower and Dean Street 32. Da sie etwas größer war als die meisten Frauen – die Angaben schwanken zwischen 1,57m und 1,67m – war sie im East End als „Long Liz“ bekannt.

1885 lernte sie den Hafenarbeiter Michael Kidney kennen. Die nächsten drei Jahre lebten sie in einer Beziehung, die dadurch geprägt war, dass Elizabeth sich häufiger zeitweise von Michael trennte, jedoch immer wieder zurückkam. Kidney sagte später: „In den drei Jahren, in denen ich sie kannte, war sie insgesamt ungefähr fünf Monate weg.“1 Er sagte auch: „Es war die Trinkerei, wegen der sie wegging. Sie kam immer wieder zurück, ohne dass ich etwas tun musste.”2

Das Paar lebte zusammen in der Fashion Street und laut Elizabeths Freundin Catherine Lane, einer Bewohnerin des Common Lodging House in der Flower and Dean Street 32, hatte sie in den letzten Tagen vor ihrem Tod einen Streit mit Michael Kidney und zog zurück in das Common Lodging House.

Ihre Mitbewohner dort wussten, dass sie aus Schweden stammte, und manche hatten sie Schwedisch sprechen hören. Sie beschrieben sie als ruhige, unauffällige Frau. Nichtsdestotrotz war sie aufgrund von Prostitution und Erregung öffentlichen Ärgernisses in Folge von Alkoholkonsum polizeibekannt.

Am 26. September 1888, als sich London wegen der Whitechapel-Morde bereits in Angst und Schrecken befand, besuchte der Philanthrop Dr. Thomas Barnardo das Common Lodging House in der Flower and Dean Street 32 und unterhielt sich in der Küche mit den anwesenden Frauen. Er berichtete in der Novemberausgabe des Magazins Night and Day darüber:

„Die Bewohnerinnen in der Küche hatten alle große Angst vor der Gefahr, der sie möglicherweise ausgesetzt waren […]. Ein armes Geschöpf, das offensichtlich getrunken hatte, rief etwas verbittert aus: „Wir taugen alle nichts, und niemand kümmert sich darum, was aus uns wird. Vielleicht werden einige von uns als nächste umgebracht!“ Und dann fügte sie hinzu: „Hätte jemand solchen wie uns vor langer Zeit geholfen, wären wir nie hier gelandet!“ […] Ich habe inzwischen die Leichenhalle besucht, in der die arme Elizabeth Stride lag, und ich erkannte sie sofort als eine derjenigen, die auch bei meinem Besuch in der Küche des Common Lodging House war. […] Sicherlich sollten die schrecklichen Enthüllungen, die den letzten Tragödien folgten, die gesamte Gemeinde aufrütteln und sowohl zum Handeln bewegen als auch dazu, die Kinder von heute, die die Männer und Frauen von morgen sein werden, aus solch einer schrecklichen Umgebung herauszuholen.”3

Am Nachmittag des 29. September, dem Tag vor ihrem Tod, putzte Elizabeth Zimmer im Common Lodging House und erhielt dafür sechs Pence von der stellvertretenden Verwalterin Elizabeth Tanner. Später machte sie sich sehr sorgfältig zum Ausgehen bereit. Sie trug eine lange, schwarze mit Pelz besetzte Jacke, einen schwarzen Rock, weiße Strümpfe und seitlich geschnürte Stiefel, außerdem eine schwarze Krepphaube sowie ein kariertes Halstuch. Sie fragte ihren Mitbewohner Charles Preston nach einer Kleiderbürste und bat Catherine Lane, ein Stück Samt für sie aufzubewahren, bis sie zurückkäme.

Zwischen halb acht und acht Uhr verließ Elizabeth die Unterkunft. Gegen 23 Uhr wurde sie mit einem Mann gesehen, als sie ein Pub in der Settles Street in Whitechapel verließen. Zwischen 23 Uhr 45 und 0 Uhr 35 wurde sie mehrfach in männlicher Begleitung in der Berner Street gesehen. Dort befand sich in dem Haus Nummer 40 der Club der International Workingmen’s Educational Association, in dem an diesem Abend eine Versammlung stattfand. Um 0 Uhr 45 sah Israel Schwartz auf seinem Heimweg in die Back Church Lane, wie Elizabeth Stride vor dem Hofeingang zu Dutfield’s Yard, direkt neben dem Club, von einem Mann zu Boden gestoßen wurde. Sie schrie dreimal. Schwartz ergriff die Flucht und konnte nicht sagen, was danach geschah. Um 1 Uhr wurde Elizabeth Stride mit durchtrennter Kehle in Dutfield‘s Yard gefunden.

Mehr zu Elizabeth Stride in unserem Buch “Jack the Ripper – Die Whitechapel-Morde 1888: Eine Chronologie”:


  1. https://www.casebook.org/official_documents/inquests/inquest_stride.html ↩︎
  2. Paul Begg, The Facts, S. 139 ↩︎
  3. Night and Day, Ausgabe 129, November 1888, S. 120. In Peter Stubley: 1888. London Murders In The Year Of The Ripper, S. 160 ↩︎

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